Anerkennungsstelle für Saat- und Pflanzgut

Pflanzkartoffelanmeldung 2025

Webcode: 01044308

Erneuter Anstieg der Vermehrungsfläche bei Pflanzkartoffeln in Niedersachsen. 2025 wurden insgesamt 8.192 ha Pflanzkartoffeln zur Vermehrung angemeldet und damit über 10 % mehr als 2024. Jede zweite deutsche Pflanzkartoffel kommt damit aus Niedersachsen.

Kennzeichnend für Anuschka ist ein mittel bis großer Blütenstand.
Kennzeichnend für Anuschka ist ein mittel bis großer Blütenstand.Eric Preuß
Nach zwei nassen Frühjahren mit verzögertem Auspflanzen konnte in diesem Jahr wieder zeitig mit den Bestellarbeiten begonnen werden, sodass die Anmeldedaten der Anerkennungsstelle größtenteils rechtzeitig zum Anmeldeschluss am 15. Mai vorlagen. In Niedersachsen sind in diesem Jahr insgesamt 8.192 ha Pflanzkartoffeln zur Vermehrung angemeldet. Damit ist die Vermehrungsfläche um 769 ha bzw. 10,4 % gegenüber dem Vorjahr mit 7.423 ha angestiegen und überschritt seit mehr als 30 Jahren erstmalig wieder den Wert von 8.000 ha. Wie auch in den letzten Jahren kann dabei eine deutliche Zunahme der Vermehrungsfläche südlich des Mittellandkanals verzeichnet werden. Hier wurde die Vermehrungsfläche von 1.398 ha in 2024 auf 1.781 ha in 2025 ausgedehnt, was einem Zuwachs von 27,3 % entspricht.

In Niedersachsen werden demnach 259 Sorten der in Deutschland insgesamt 538 zugelassenen Pflanzkartoffel-Sorten vermehrt, wobei allein auf die 9 bedeutendsten Sorten rund ein Viertel (25,1 %) der Vermehrungsfläche entfällt. 73 Sorten davon werden in sehr geringem Umfang vermehrt: 35 Sorten mit nur einem einzigen sowie weitere 38 Sorten mit nur zwei Vermehrungsvorhaben. Dieses breit gefächerte Sortenspektrum stellt für Vermehrer, Vertriebsfirmen, Züchter und die Anerkennungsstelle fachlich, logistisch und administrativ eine große Herausforderung dar. Die Grundlage bildet die Arbeit der Vermehrer, die die Bestände pflegen und hegen – die Pflanzkartoffel braucht Familienanschluss, diese alte Wendung gilt, denn trotz aller Technisierung ist der versierte menschliche Einsatz mit Auge und Hand unverzichtbar.

Vermehrung von Pflanzkartoffeln findet in hochspezialisierten Betrieben statt. In diesem Jahr vermehren 344 Betriebe Pflanzkartoffeln. Dabei baut jeder Vermehrer durchschnittlich - über alle Stufen hinweg – 23,8 ha und 10,4 Vermehrungsvorhaben Pflanzkartoffeln an. Betreut werden die Vermehrer durch die Vertriebsfirmen wie z.B. Genossenschaften oder Landhandelsfirmen; aber auch durch Züchter, welche sich als Vertriebsfirma haben registrieren lassen. Insgesamt handelt es sich um 32 kleine und große Firmen, die Pflanzkartoffeln angemeldet haben, um sie später zu handeln.

Die frühe Speisesorte Belana ist nunmehr im 17. Jahr in Folge mit 372 ha bzw. einem Anteil von 4,5 % an der Fläche die unangefochten bedeutendste Sorte. Mit Abstand folgen die mittelspäte Speisesorte Jelly mit 313 ha (3,8 %), die mittelfrühe Salatspeisesorte Bernina mit 254 ha (3,1 %) und die sehr frühe Speisesorte Corinna mit 224 ha (2,7 %). In der Tabelle sind die 134 Sorten mit einer (in 2025 vorläufigen) Vermehrungsfläche von 10 ha oder mehr namentlich genannt; zum Vergleich sind die Flächen dieser Sorten der beiden Vorjahre dargestellt. Auf diese 134 Sorten entfallen 7.683 ha bzw. 93,8 % der Vermehrungsfläche. Alle anderen Sorten sind bei jeder Reife- und Sortengruppe jeweils unter „Andere Sorten“ zusammengefasst. Die Vermehrungen von noch nicht zugelassenen Sorten („Stämme“) in kleinen Einheiten in Gewächshäusern bzw. Tunneln oder in Freilandparzellen kommen noch hinzu. Bei den in Niedersachsen vermehrten 259 Sorten handelt es sich nur noch bei 145 Sorten um national geprüfte Sorten; hier existiert noch die klassische Einteilung in Reife- und Sortengruppen.

Anthocyanfärbung der Knospe sowie des Blütenstiels sind neben anderen Merkmale der Sortenansprache
Anthocyanfärbung der Knospe sowie des Blütenstiels sind neben anderen Merkmale der SortenanspracheEric Preuß

Die anderen 114 Sorten sind so genannte EU-Sorten, auf die eine immer größer werdende Vermehrungsfläche entfällt, mittlerweile mit 3.440 ha also 42,0 %. EU-Sorten wurden ursprünglich in irgendeinem anderen Staat der Europäischen Union zugelassen und sie wurden daraufhin ohne weitere Prüfung auch in Deutschland zugelassen. In Deutschland sind bei Kartoffeln auch 6 Erhaltungssorten gelistet; hier geht es um alte Pflanzensorten, bei denen der Gesetzgeber seinerzeit vor 16 Jahren unterstellte, dass diese zur biologischen Vielfalt beitrügen. Die Praxis sieht anders aus: in Deutschland findet seitdem lediglich eine marginale Vermehrung von Erhaltungssorten statt; in 2025 sind in Niedersachsen, wie auch schon in 2024, mittlerweile gar keine dieser Sorten für die Anerkennung angemeldet.

Pflanzkartoffeln der vermehrten Sorten werden in den einzelnen Kategorien (Vorstufen-, Basis- und Zertifiziertes Pflanzgut) und Klassen (V/PB und V/PBTC bzw. B/S, B/SE und B/E bzw. Z/A und Z/B) in verschiedenen Anteilen zur Anerkennung angemeldet. Die 3.577 in Niedersachsen angemeldeten Vermehrungsvorhaben (zum Vergleich im Vorjahr: 3.426 Vorhaben) teilen sich folgendermaßen auf. Zur Produktion von Basispflanzgut sind 1.834 Schläge entsprechend 4.092 ha bzw. 50,0 % der Gesamtfläche vorgesehen. Des Weiteren ist für 569 Vermehrungsvorhaben eine Einstufung als Vorstufenpflanzgut der Klassen PBTC oder PB, mit einer Fläche von 774 ha bzw. 9,4 % beantragt. Die Vermehrung von Vorstufen- und Basispflanzgut – d. h. der hohen Stufen – beträgt 59,4 % der gesamten Vermehrungsfläche. Zur Erzeugung Zertifizierten Pflanzgutes sind 1.154 Schläge entsprechend 3.326 ha bzw. 40,6 % angemeldet. Der Anteil der Vermehrungen von Zertifiziertem Pflanzgut zu abermals Zertifiziertem Pflanzgut findet auf 130 Schlägen entsprechend 394 ha statt. Die Vermehrung innerhalb der Kategorie Z (bis 2015 die ehemalige „Z2-Vermehrung“) ist bei Kartoffeln nur möglich, wenn sie in demselben landwirtschaftlichen Betrieb erfolgt, der im Vorjahr das Z-Ausgangsmaterial erzeugt hat und es keine qualitative Abstufung zu Z/B gegeben hat. Sie ist produktionstechnisch und wirtschaftlich aber nur bedingt sinnvoll. Ein Anstieg kann hierbei häufig in Jahren mit schlechter Pflanzgutverfügbarkeit und Mangel an Basis-Pflanzgut für die Z-Vermehrung beobachtet werden.

Die Vermehrung von ökologisch angebauten Pflanzkartoffeln ist in etwa gleichgeblieben. Sie findet laut den Angaben der Anmelder auf 466 ha entsprechend 5,7 % der gesamten Vermehrungsfläche statt. Im Vorjahr waren es 423 ha (5,9 %). Ökologisch und konventionell erzeugte Pflanzkartoffeln unterliegen natürlich denselben Anforderungen der Pflanzkartoffelverordnung.

Dieselbe Kartoffelsorte in zwei verschiedenen Kategorien bzw. Klassen kann ein Vermehrer produzieren, wenn er die saubere Trennung der Stufen gewährleisten kann - vom Pflanzen übers Roden und Lagern bis zur Aufbereitung und Verladung. Konsumkartoffeln von derselben Sorte, die auch in einem Betrieb vermehrt wird, existieren in 782 Fällen und damit bei knapp 22 % der Vermehrungsvorhaben.

Junge Pflanzkartoffelstaude mit aus dem Vorjahr in der Knolle mitgebrachter Schwarzbeinigkeit aufgrund einer latenten Infektion.
Junge Pflanzkartoffelstaude mit aus dem Vorjahr in der Knolle mitgebrachter Schwarzbeinigkeit aufgrund einer latenten Infektion.Eric Preuß
In der Pflanzkartoffelproduktion dürfen auf dem Vorgewende Kartoffeln nur ausnahmsweise angebaut werden: auf einem Teil der zur Vermehrung angemeldeten Flächen existieren so genannte vorgelagerte Schlagteile, die jeweils Bestandteil des betreffenden Vermehrungsvorhabens sind. Hier ist ein mindestens 3 m breiter, von Streubewuchs mit Kartoffeln freier Trennstreifen unbedingt einzuhalten. Der Feldbesichtiger kontrolliert während der Wachstumsphase der Kartoffeln auch, ob Kartoffeldämme auf Vermehrungsschlägen überfahren worden sind. Wurde ein Damm überfahren, müssen die betroffenen Kartoffeln, aus phytosanitären Gründen, aus dem Boden entfernt werden. Zur Erleichterung des Einfahrens in die Fahrspuren hat sich die Anlage von „Einfahr-Trichtern“ bewährt: hier werden die Stauden links und rechts neben der Fahrspur auf einigen Metern entfernt.

Neben viruskranken Pflanzen wurden von den Feldbesichtigern in den letzten Jahren auch immer mehr schwarzbeinige Pflanzen in den Vermehrungsvorhaben vorgefunden, was häufig zu Aberkennungen führte. Dieser bakterielle Krankheitserreger wird besonders bei Nässe verbreitet und ist später auch latent in den Knollen anerkannter Pflanzkartoffelpartien vorhanden. Dieses zeigt sich dann bei ausgepflanzten Vorstufen- und Basis-Partien in der weiteren Vermehrung im nächsten Jahr.