Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie in Niedersachsen & Bremen
Die Notwendigkeit, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel in Niedersachsen zu reduzieren, ergibt sich aus den Zielen des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie der Vereinbarung zum Niedersächsischen Weg. Hierbei verständigten sich die beteiligten Institutionen,
- das Land Niedersachsen, vertreten durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz sowie das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit dem
- NABU Landesverband Niedersachsen e. V.,
- dem BUND Landesverband Niedersachsen e. V.,
- dem Landvolk Niedersachsen-Landesbauernverband e.V. und
- der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
u. a. darauf, zum Schutz der Biodiversität, für mehr Natur-, Arten- und Gewässerschutz sowie zur Luftreinhaltung, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Niedersachsen zu reduzieren.
In der anschließend erstellten Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie, veröffentlicht im Februar 2023, wurde die Verringerung des Einsatzes und Risikos von Pflanzenschutzmittelanwendungen um mindestens 25 % bis zum Jahr 2030 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015/16-2020/21 als strategisches Ziel festgelegt.
Seit April 2022 ist eine Arbeitsgruppe bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft der Hansestadt Bremen intensiv damit beschäftigt, praxisnahe und vielversprechende Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsansätze in die landwirtschaftliche Praxis zu bringen.
Ziel ist es, gemeinsam mit der landwirtschaftlichen Praxis eine Strategie zu entwickeln, die zu einer deutlichen Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Niedersachsen und Bremen führt, ohne die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und die Existenz der Landwirte zu gefährden. Der Fokus liegt hierbei auf dem integrierten Pflanzenschutz und der Reduzierung der Intensität des Pflanzenschutzeinsatzes auf der Fläche.
Im integrierten Pflanzenschutz gibt es eine Reihe von Ansätzen, die zur Reduzierung des Einsatzes von Insektiziden, Fungiziden, Herbiziden und Wachstumsreglern beitragen können.
Wieviel eine Maßnahme zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln in Niedersachsen beitragen kann, hängt dabei im Wesentlichen von zwei Faktoren ab:
- Anteil der Kultur an der landwirtschaftlichen Fläche (LF) in Niedersachsen
- Reduzierung des Behandlungsindexes oder eines vergleichbaren Bewertungsindexes durch die Maßnahme
Eine Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsmaßnahme in einer Kultur ist für Niedersachsen umso bedeutender, je größer der Anbauumfang der Kultur in Niedersachsen ist.
Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsmaßnahmen in Mais und Winterweizen bieten aufgrund ihrer Anbaubedeutung in Niedersachsen daher hohe Einsparpotenziale, auch wenn eine Maßnahme an sich nur zu einer geringfügigen Einsparung an Pflanzenschutzmittel im Bestand führt. Bremen hat einen sehr hohen Grünlandanteil. Die anbaustärkste Ackerkultur ist aber auch in Bremen der Mais, ebenfalls gefolgt von Winterweizen.
Die Einsparung von Herbiziden im Maisanbau durch mechanische Unkrautbekämpfung zählt zu den bedeutendsten Maßnahmen in Niedersachsen. Neben einer guten Umsetzbarkeit und hohen Einsparpotenzialen durch den weiten Reihenabstand ergeben sich bei dieser Maßnahme aber auch viele Zielkonflikte wie eine Erhöhung der Erosionsgefahr, höhere Verdunstung, verstärkter Humusabbau und eine schlechtere CO2-Bilanz durch höheren Treibstoffeinsatz. Diese und weitere nicht unerhebliche Zielkonflikte ergeben sich auch bei anderen mechanischen Maßnahmen.
Hier finden Sie erste Versuchsergebnisse zur Anwendung der Hacke-Bandspritzung und zu Untersaaten im Mais in Niedersachsen sowie einen Versuchsansatz zur Reduzierung des Insektizideinsatzes im Winterraps durch Befallsüberwachung und Sortenwahl in Bremen.
Durch die Wahl gesunder und toleranter Sorten kann der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel ebenfalls reduziert werden. Insbesondere beim Anbau von Winterweizen und Wintergerste kann diese Maßnahme aufgrund des Anbauumfanges in Niedersachsen schon zu relativ starken Einsparungen an Pflanzenschutzmitteln führen. Die Maßnahme, gesunde und tolerante Sorten für den Anbau zu wählen, gilt insbesondere aufgrund ihrer wenigen Zielkonflikt und der leichten Umsetzbarkeit als sehr attraktiv. Auf den umfangreichen Grünlandflächen in Niedersachsen werden chemische Pflanzenschutzmittel nur sehr geringfügig eingesetzt.
Im Rahmen der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie Niedersachsen und Bremen sollen unter anderem folgende Fragen geklärt werden:
- Wieviel kann der Einsatz verschiedener Maßnahmen wie mechanischer Unkrautregulierung, gesunder Sorten und digitaler Technik zur Einsparung von chemischen Pflanzenschutzmitteln beitragen?
- In welchen Kulturen und in welchen Regionen bieten sich welche Maßnahmen an?
- Welche Zielkonflikte gibt es hinsichtlich Biodiversität, Bodenschutz und Ökonomie?
Dazu wurde ein Netzwerk von insgesamt acht interessierten niedersächsischen und Bremer Betrieben aufgebaut. Bei den Betrieben handelt es sich um Vollerwerbsbetriebe, die die unterschiedlichen Regionen und Betriebsstrukturen in Niedersachsen widerspiegeln. Die Betriebsgrößen liegen zwischen 115 und 1100 ha. Zusammen mit den Betrieben werden Demonstrations- und Feldversuche mit unterschiedlichen Ansätzen zur Reduzierung des PSM-Einsatzes angelegt und anderen interessierten Betrieben und Personen bei Feldbegehungen vorgestellt.
Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie Niedersachen
Die Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie im Rahmen des Niedersächsischen Weges wurde im Februar 2023 veröffentlicht. Lesen Sie Hierzu auch den Artikel "Mehr Blühflächen, weniger Chemie auf dem Acker".
Unser Team
Dr. Iris Schaper (Projektkoordination)
Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie Niedersachsen und Bremen wird gefördert von
Kontakte
Dr. Iris Schaper
Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie
Einladung zur Rapsrundfahrt der Bezirksstelle Northeim
Auf einem Praxisschlag werden bewährte und neue Rapssorten vorgestellt. Außerdem wird über aktuelle Fragen zur Schädlingsbekämpfung und Blütenbehandlung informiert. Darüber hinaus wurden am Standort Versuche zur …
Mehr lesen...Spot Spray Verfahren im Grünland
In Niedersachsen werden rund 689.000 ha und somit 27 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche als Grünland genutzt. Chemischer Pflanzenschutz besitzt in der Grünlandbewirtschaftung nur eine geringe Bedeutung. Lediglich im Rahmen…
Mehr lesen...Kartoffelfeldtag - Möglichkeiten und Grenzen der Pflanzenschutzmittelreduzierung
Henning Gottschalk beteiligt sich mit seinem Betrieb in Warmse an der Umsetzung der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie im Rahmen des Niedersächsischen Weges. Sein Betrieb zählt zu den acht Demonstrationsbetrieben (6 Betriebe in …
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Folgende Betriebe beteiligen sich an der Umsetzung der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie in Niedersachsen und Bremen. Auf den Betrieben werden Ansätze zur Reduzierung des Einsatzes synthetischer Pflanzenschutzmittel getestet und …
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Für die Gewährleistung einer guten Herbstentwicklung und der erfolgreichen Überwinterung eines Winterrapsbestandes wird im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes (IPS) die Populationsentwicklung des Rapserdflohs (Chrysomelidae, …
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Zur Beseitigung der Verunkrautung wird im konventionellen Maisanbau in erster Linie auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gesetzt. Zumeist wird eine Kombination aus Boden- und Blattherbiziden ausgebracht. Untersaaten bieten das …
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie: Feldtag Luttringhausen 2024
30.05.2024
Gemeinsam mit der Deister-Sünteltal GbR laden wir sie zu einer Feldbesichtigung zum Thema Pflanzenschutzmittel-Reduktion in Zuckerrüben, Mais und Winterweizen ein. Vor dem Hintergrund bestehender Bestrebungen zur Reduktion des Einsatzes von…
Mehr lesen...Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie: Feldtag Elkershausen 2024
31.05.2024
Gemeinsam mit der Firma Geries Ingenieure und der Dreiländereck GmbH & Co. KG laden wir Sie am 31.05.2024 um 9.30 Uhr zu einer Feldbesichtigung in Elkershausen zum Thema Pflanzenschutzmittel-Reduktion in Zuckerrüben …
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5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Biotopverbund Grasland
Ausgangslage Hintergrund dieses Projektes ist der starke Rückgang artenreichen Grünlands und seine zunehmende Verinselung in landwirtschaftlich intensiv genutzten Räumen einerseits und der starke Flä…
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